Montag, 27. September 2010

Neue Entdeckungen, neue Freunde und viel Brimborium

Der letzte Post ist gar nicht so lange her und trotzdem hätte ich seit dem jeden Tag einen schreiben müssen!
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus, so viel passiert hier! Am besten, ich fang chronologisch an:
Freitag. Nach kurzen Absprachen war klar, dass wir uns dieses Wochenende mit anderen Freiwilligen treffen werden. Sehr hab ich mich darauf gefreut, Juli, die wir an der Polizeistation kennenlernten sowie Eliana und Malte, die Freiwilligen der anderen Waldorfschule hier wollten uns besuchen und so lang bleiben wie es geht. Sie waren es, die wir zum Charminar begleiteten.
So nebenbei wird uns zeitgleich in der Schule erzählt, dass wir natürlich auch an Klassenfahrten teilnehmen können! Aber was für welche! Noch steht nicht fest ob wir überall hin mitkommen und wer was bezahlt, die Kosten lägen immer bei circa 150€ für jeweils zehn Tage entweder Delhi & Ganges Kultur-Tour, Himalaya-Trekking oder Hampi & Umland. Ich weiß nicht, was mich davon am meisten reizt...
Am Freitag kamen wir nach Hause und wurden von der guten Seele des Hauses, Ramesh, mit einem Exemplar der Teluguzeitung "Eenadu" ausgestattet!


Dann trafen wir uns mit Juli. Wir zeigten ihr Jubilee Hills und hatten einen lustigen Abend. Da sie nicht zurück nach Secunderabad wollte, einer Stadt die Hyderabad quasi verschlungen hat, durfte sie als Erste unser Gästezimmer testen. Sie wurde gegen Mittag von Eliana und Malte abgelöst.
Zu viert hatte ich für meinen Teil bis jetzt das mit Abstand beste Wochenende!
Endlich konnten wir Munchkin spielen, gingen ins Restaurant und bestellten eine große Auswahl Chutneys und Currys die wir dann teilten. Wir alle verstanden uns blendend.
Auf unserem Balkon des Gästezimmers saßen Malte und ich bis Sonntag morgen um 6 Uhr mit einer riesigen Menge Gesprächsthemen und mindestens genau so viel Wodka-Mango.
Unser Frühstück bestand aus einer riesigen Schale selbst gemachtem Fruchtsalat der jeden hier 50 Rupien kostete (70R=1€) mit Papaya, Ananas, Honigmelone, Äpfeln und Sweetlimes. Super lecker, viel und billig.
Mit den beiden trauten wir uns dann, das letzte Stockwerk zu erkunden, welches bis immer abgeschlossen war: Das Dach.
Dieser Ort wird mein eigentlich Zimmer werden. Unser Dach, mit einer zusätzlichen Erhöhung 2,5 Stockwerke hoch ist komischer Weise der zweithöchste Punkt von Jubilee Hills, wenn nicht sogar darüber hinaus. Die Aussicht ist atemberaubend, fast 360° Stadt- und Berghorizont in weiter Ferne, selbst der Monsun wird hier zum Theaterschauspiel. Dort verbrachten wir einen tollen Sonntag Nachmittag.


Unser Ausblick. Luis und ich hoffen, irgendwann in den sicherlich vorhandenen Pool unserer reichen Nachbarn steigen zu können, die in dem unübersehbaren weißen Haus wohnen, die sogar Rasen auf dem Balkon haben


Bauruinen und Steintürme, die natürlichen Ursprungs sind und den Teil der der Deccanebene schmücken, in dem unser Arbeitsplatz liegt. Magisch!



Die Aussicht bei Nacht und das Monsun-Gewitterschauspiel. Ansonsten ist die Skyline erleuchtet, ab und zu gibt es Feuerwerk. Dazu Hundegeheule, Muezingesänge und Fledermäuse mit einer Spannweite fast so lang wie mein Arm. Sehr facettenreich!


Zu guter letzt noch Eliana,...


...Malte und Luis. Natürlich mit dem obligatorischen 650ml Kingfisherbier. Ja wir haben auch einen Schnapsladen um die Ecke und dieses Wochenende wurde dieser zum ersten mal besucht.
Die beiden werden nun des öfteren bei uns ihr Wochenende verbringen. Ich freu mich sehr darüber, da wir uns in kurzer Zeit sehr gut befreundet haben!
Theoretisch können wir morgens dann am selben Ort auf unsere Schulbusse warten, deren kommt fünf Minuten früher. Ein glücklicher Zufall!

Auch haben wir neue Ideen zusammen Entwickelt. Zu viert planen wir an unseren Schulen Stein- oder Lehmöfen zu bauen, ausserdem spiele ich mit dem Gedanken eventuell mit den Kindern ein "Agua de beber" Arrangement auf die Beine zu stellen.
So langsam kennen wir auch die Schüler hier, vor allem die aus dem Bus. Darunter ist ein kleines Mädchen aus der zweiten Klasse namens Raga die wohl gut und gerne als süßestes Mädchen der Welt gelten kann. Die kleine hat irgendwie einen Narren an mir gefressen, malt im Bus Bilder von mir, läuft mir auf dem Hof hinterher und setzt sich im Bus neben mich und legt sich zum schlafen auf meine Oberschenkel. 
Durch diese Nähe weiß ich auch sehr viel über sie. Heute hab ich sie gefragt, welche Religion sie denn hat und sie sagte, ich solle raten.
"Hindu?"
"No."
"Moslem?"
"No."
"Christian?"
"No."
Das Spielchen ging durch alle möglichen Religionen bis sie sagte "Noooo what's up with you?? I'm Hyderabadi!!!
Zuerst dachte ich, sie will mich veräppeln, doch sie meinte es ernst. Ich find das eine sehr tiefgründige Aussage die man nicht von einer 1,3 Meter großen Siebenjährigen mit Piepsstimme erwarten würde, aber es steckt mehr als ein Fünkchen Wahrheit darin! 
Eins noch, das beste zum Schluss. Als ob Zeitung nicht schon genug wäre, kam heute unsere Chefin auf Arbeit zu Luis und mir, wir sollen doch heute Abend zu Hause bleiben, da ein Kamerateam kommt die eine Dokumentation über uns drehen will... Ich dachte ich spinne. Als sie dann 3 Stunden früher als geplant zu uns kamen waren Luis und ich gerade auf dem Dach ausgeschlossen weil wir unsere 15 Minuten meditieren wollten.
Wir wurden interviewt und unsere Chefin saß mit strahlenden Augen daneben weil wir uns im größten Telugusender der Welt so positiv über ihre Schule äußerten. Der Sender ist nicht nur der bekannteste Sender Andhra Pradesh's sondern versorgt beispielsweise auch in den USA die größte indische Volksgruppe mit Nachrichten. Immerhin 2,5 Millionen Menschen sind das allein dort. Am Mittwoch werden die uns dann noch auf Arbeit filmen. Wann es ausgestrahlt wird weiß ich noch nicht.
Puh! Ganz schön viel! Aber wenigstens hat sich die Frage ob's mir gut geht bei so viel positivem Input erledigt. 

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