Montag, 9. Mai 2011

Wild Wild West India

Die Schule ist vorbei - und das schon seit drei Wochen! Doch erst jetzt gibt es mal wieder ein Lebenszeichen, denn bis jetzt war schlicht keine Zeit dafür. Der letzte Schultag war, obwohl voller Vorfreude auf die kommenden Ferien, ein wenig traurig. All den Kindern und vielen Lehrern Tschüss zu sagen ist gar nicht so einfach nach 8 Monaten.
Anderthalb Tage hatte ich dann noch und schon ging's mit dem Zug nach Delhi. Mal wieder 21 Stunden im Zug, man gewöhnt sich echt an alles. Vor ging es sofort nach Chandni Chowk, Delhi Altstadt. Ich kenn Delhi nun schon wirklich, nach dem ich zum vierten mal dort bin, aber das Leben dort hab ich noch nicht so richtig eingefangen. Und da ich fast tendenziell immer stressige Erfahrung in dort gemacht hab, wollte ich der Stadt nochmal ein Chance geben.
Das hat dieses mal auch gut geklappt. Einen Tag und eine Nacht gab es zu überbrücken bis ich Simona vom Flughafen abholen konnte. Die Zeit hab ich gut genutzt und Nachts war es so weit. Für sie gab es einen Crashkurs Indien mit 12 Stunden Delhi, bis wir in den Zug stiegen. Da ging die Reise erst so richtig los, auf in unbekanntes Gebiet: Amritsar, Punjab.
Der Zug war überfüllt mit Turbanträgern, allesamt Sikhs, die zu ihrem grössten Heiligtum 6 Stunden von Delhi entfernt fuhren. Mir juckte es schon vor dem Indienaufenthalt in den Fingern, dort hin zu fahren. Der goldene Tempel ist atemberaubend. Und das nicht, weil er aus mehr als 100 Kilo Gold erbaut wurde, die Atmosphäre und die Leute dort machen diesen Ort zu etwas ganz besonderem.


Ein Sikh mit bemerkenswerter Tracht vor dem Tempel.

Der Tempel ist eine besondere Erfahrung. Um den Tempel ist Wasser in dem die Gläubigen baden, es wirkt sauber und es gibt sogar Fische. Eine riesige Kantine Versorgt jeden Menschen egal welcher Konfession mit Essen - kostenlos. Vor dem Tempel muss man Stundenlang anstehen, innen drin ist alles golden, riesige Bücher so groß wie Matratzen werden vorgelesen viele Menschen sitzen und lesen die Heilige Schrift auf Punjabi. Jeder Mensch ist dort willkommen. Das war auch der Grund für viele nicht Sikhs, sich vor dem Tempel zum Gebet vollständig auf den Boden zu legen, von den Sikhs ganz zu schweigen.
Ein weiteres grosses Plus Punjabs: Das Essen! Alles was diese Leute aus ihren Tandooris holen schmeckt immer fantastisch, Parathas mit Panner, verschiedene Currys und hervorragende Dahls (Linsen) waren mindestens zweimal der Grund mich komplett zu überfressen. Natürlich nie ohne danach einen halben Liter Lassi zu trinken, quasi internationales Markenzeichen der Region.

Am selben Tag noch: Bus zur Pakistanischen Grenze, so nah wie nie zu vor. Die Waggaborder ist ein grosses Specktakel für Inder und Pakistanis. Es ist ein grosser Grenzübergang entlang des ewigen Hochsicherheitsgrenzstreifens. Die Strasse am Grenzpunkt hat auf beiden Länderseiten Tribünen, Platz für hunderte von Leuten. Aus Boxen dringt Laute Bollywoodmusik und 50 Indische Frauen tanzen in voller Ekstase. Vor den Augen des Erzfeindes. Dann wird die Musik leise, Auf der Pakistanischen Seite wird die Musik lauter und nun fangen dort an alle zu tanzen, lange nicht so enthusiastisch wie die Inder. Man könnte fast denken die Leute feiern dort ein Fest zusammen, aber der Gedanke dahinter ist alles andere als Zusammen. Vor der Grenze werden Fahnen verkauft, den an der Grenze ist "Competition" so heißt es.


Ein Ort, den Simona und ich mit gemischten Gefühlen verlassen haben.

Die Reise sollte weiter gehen, aber wohin? Wir entschieden uns für Rajasthan. Rein in den Bus, dank der unglaublichen Spontanität des Landes und schon waren wir in Bikaner. Eine Wüstenstadt im Norden  der Wüste Thar. Die Stadt ist nicht sehenswert, die Leute sind Schrecklich und man bekommt das Gefühl einem gottlosen, tristen Ort zu sein. Simona meinte, wäre Bikaner ihre erste Indienerfahrung gewesen, hätte sie auf dem Absatz kehrt gemacht. Verständlich. Der Ort ist wirklich nicht der Rede wert und ich kann an dieser Stelle allen abraten einen Fuß in die Stadt zu setzen.
Also schenll weiter in die nächste Stadt, diesmal mitten in der Wüste. Jaiselmer! Genau das gegenteil von Bikaner, unglaublich schön, nette Leute, und Wüstenfeeling!


Ein Teil des schönen Jaiselmer Fort.


Skurril aber wahr. Kameldiamanten sind hier als Taschen zu erwerben. Kamelleder wird kaum benutzt, deshalb werden die Tiere dafür nicht getötet, die es dort zu hauf gibt.


Für zwei Tage plus Übernachtung ging's dann in die Wüste Thar, auf Kamelen! Sehr schön, sehr heiß und sehr scharfes essen.
Weiter ging es nach Jodhpur, Udaipur, wo der James Bond Film Octopussy gefilmt wurde und nach Mumbai, welches ich ebenfalls zum vierten mal, allerdings nie so richtig gesehen hab. Ein ausführlicher Reisebericht bleibt jetzt allerdings aus. Den an dem Tag, an dem ich wieder kam musste ich zum Flughafen um 70 Malayen abzuholen um diese zum AWTC (Asian Waldorfteachers Conference) zu bringen. Natürlich war ich auch da und bekam gleich einen Job als Organisator, der mich den ganzen Tag auf Trapp gehalten hat. Sehr interessant so viele Leute aus ganz Asien kennen zu lernen und ich bekam sogar ein Zertifikat unterschrieben vom Kopf der internationalen waldorfpädagogischen Leitung, Christoph Wichert. Wenn das mal nichts ist.
Gestern kam ich dann nach hause, hab Stundenlang Wäsche gewaschen und schlief früh um für heute fit zu sein. In dreieinhalb Stunden geht mein Bus nach Vizag, wo ich einen Tag verbringe um dann nach Kolkatta zu fahren. Da mein Koffer noch nicht gepackt ist und ich noch eine Menge zu tun habe, muss ich diesen Bericht ein anderes Mal zu Ende schreiben. Klingt komisch das zu sagen, aber ich bin grad viel zu beschäftigt mit Reisen. Beim nächsten mal gibt's dann aber auch schon wieder viel viel mehr zu erzählen, denn jetzt gehts los nach Westbengalen, Darjeeling, Nagaland und Arunanchal Pradesh zum Wandern zusammen mit Luis und Phillip. Der Ganze Spass dauert hoffentlich einen Monat, in der Zwischenzeit gibt es vielleicht mal ein Update mit den neuesten Routeninfos.
Wünscht mir Glück beim Tiger- und Nashornspotting, raus aus der Hitze, rein in die Berge!

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