Dienstag, 19. Oktober 2010

Mindestens 2.500 km...

... haben wir in der letzten Woche zurückgelegt. Ein ganz schönes Stück. Die erste Erfahrung auf der Reise war schon mit die wertvollste: Indische Zugfahrt über Nacht, 2. Klasse. Ein Waggon hat ungefähr 10 "Abteile" à 8 oder 9 Leute. Ein langer Gang verbindet sie, Türen, Mülleimer, Bettbezüge und Privatsphäre sucht man vergeblich. Aber es war trotzdem ein riesiger Spaß! Luis und meine Füße hingen in den Gang hinein, die Betten entsprechen eher indischen Standarts und so laufen des Nachts alle Inder mit voller Wucht gegen meine Füße. Das stört die aber kaum, in Indien taucht sowieso immer irgendwo etwas aus dem nichts hervor.
Nach der erheiternden Fahrt waren wir in Chennai, der Hauptstadt von Tamil Nadu, welches sich über die Ostküste bis zur Südspitze erstreckt. Ich war zwar schon letztes Jahr dort, aber erstaunlich ist dieser Bundestaat immer wieder. Kein Mensch spricht Hindi, eigentlich wird nur Tamil gesprochen. Die Menschen dort haben sichtlich wenig mit den "arischen" Indern des Nordens zu tun, hier leben fast nur "Dravidians" und sie sind mächtig stolz drauf.
In Chennai nahmen wir, obwohl es eine recht schöne Stadt am Meer ist, gleich den Bus nach Pondicherry.
Unser Ziel war Auroville, aber wir machten noch einen Stopp in Mamallapuram.
Mamallapuram ist eine alte Tempelstadt, deren Tempel aus einem einzigen Stein gehauen werden.


Ein paar Tempel.


Der "Butterball". Ist wahrscheinlich deshalb heilig, weil er normalerweise den Abhang runter rutschen müsste, dies aber nicht tut.


Backpack-Luis, irgendwo in Tamil Nadu.
Nach insgesamt 6 Stunden Busfahrt waren wir in Auroville. Obwohl mich der Ort schon im Vorhinein fasziniert hat und ich mich sogar dort um eine Stelle beworben hab, hab ich mich von Anfang an nicht so ganz wohl gefühlt. Das System des Sri Aurobindo und der "Mutter" ist interessant, aber zu kompliziert um es hier zu beschreiben.
Ich Eliana hatte durch ihre dort lebende Großtante eine Unterkunft und ich durfte dort auf der Dachterassse schlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so gut auf Steinboden schlafen könnte.
Um es kurz zu fassen: Auroville trotz jeder Beschreibung. In den zweieinhalb Tagen hab ich dort vieles gesehen, vom "guten" bis zum "schlechten" Auroville. Über Auroville haben wir viele stürmische Diskussionen geführt, für mich ist der Ort trotzdem suspekt.
Die Umsetzung ist meiner Meinung nach dürftig, viele Aurovillianer haben die Stadt verlassen weil das System einen falschen Weg einschlägt. Mitlerweile ist es ein Kurort für berühmte Inder und die unzufriedenen Bewohner schimpfen die Stadt Architektville, zurecht, denn trotz des Non-Profit haben einige Einwohner Behausungen wo selbst ein Hundertwasser staunen würde.
Aber die Erfahrung die ich Matramandir bekommen hab (ja, wir durften rein!!), und den ein Eindruck den ich von manchen Kommunen hab war sehr positiv!
Auroville ist für mich immer noch ein hitziges Thema und es gibt noch viel darüber zu erzählen. Jeder der noch mehr darüber erfahren möchte oder wissen will, was ich darüber denke, sollte am besten mich direkt fragen, alles andere würde den Ramen des Blogs sprengen.
Da Touristen hier erfahrungsgemäß ungern gesehen sind, hab ich hier keine Fotos gemacht. Nur am Strand hab ich meine Kamera mitgenommen!


Indiens Ostküste in der Dämmerung!


Auch zum Sonnenaufgang sind wir um halb sechs zum Strand gegangen. Die Sonne haben wir nicht gesehen, dafür ungefähr 20 Inder die ihr morgendliches großes Geschäft in den Strand gesetzt haben. Sie waren sichtlich geschockt um diese Uhrzeit von Leuten wie uns dabei gestört zu werden. Wir hatten unseren Spass!

Nach dieser Zeitreise ins Jahr 1968 nahmen wir über Nacht einen Bus nach Kochi. Dabei verbrachten wir ein paar Stunden in der von den Franzosen geprägten Stadt Pondicherry "Pondi". Dort wurde uns erzählt das unser Bus ein Unfall hatte. So standen wir um acht Uhr Abends im Stadtzentrum und wussten nicht mehr was zu tun ist.
Zum Glück fanden wir zwei andere Busse über Coimbatore. Das südindische Festland ist wirklich sehenswert und hat mich wieder mal verzaubert.
Leider hatten wir nur wenig Zeit für Kerala, den Bundesstaat in dem Kochi liegt und so verbrachten wir einen Tag auf den Backwaters und in der lustigen Unterkunft, wo wir abends mit Franzosen, Indern und sogar einem Pärchen aus Berlin indischen Rum tranken. Es war eine Mischung aus Homestay und Tatoostudio, die Atmosphäre war super und alles war bunt bemalt. 
Auch hier hab ich keine Fotos gemacht, denn Kochi kenne ich nun wirklich schon vom letzten Jahr. Nach wie vor ist Kerala ein wunderschöner Ort, mit vielen interessanten Indern und deutschen Touris.

Dann kam die letzte Etappe: Mysore! Die recht kleine Stadt ist das Zentrum des Dasara-Festivals. Mit viel Glück fanden wir ein bezahlbares Hotel und trafen uns dann mit Jana, einer Freiwilligen aus Berlin und anderen. Die Stadt ist erstaunlich sauber und steckte gerade voll in den Vorbereitungen für den grossen Umzug. Definitiv sehenswert, auch ohne Dasara, aber zu viel um alles zu erwähnen. 
Die Stadt war voll von rot-schwarz-orange gekleideten Menschen und alles was nicht bei drei auf dem Baum ist wurde mit drei weißen Streifen oder Blumen gesegnet. 
Hier ein paar Eindrücke von der Parade, für die wir vier Stunden vorher Plätze gesichert haben.


Der Eingang zum Mysorepalast am Tag vor dem Umzug. Abends erhellen 70.000 Lichter den Palast, großartig anzusehen!



Die bunt bemalten Elfanten waren für mich der Hauptgrund nach Mysore zu kommen. Vielleicht waren sie auch ein Grund überhaupt nach Indien zu kommen...


Die Parade ist dem Karneval der Kulturen in Berlin recht ähnlich. Nur sind hier ausschließlich Live-Musiker und Tänzer in farbenfrohen Kostümen. 

Dasara in Mysore kann ich wirklich jedem ans Herz legen! 
Summa summarum war es eine schöne und lohnenswerte Reise. Vielleicht folgen nächste Woche noch andere Fotos von meinen Reisebegleitern und ein paar Videos von mir, das hier ist nur die Spitze des Eisbergs. Mehr beim nächsten Mal...

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