Was haben der Mount Everest, der feuchteste Platz der Erde und ein Haufen Nashörner gemeinsam?
Genau! Sie alle waren alle Teil meiner letzten Reise, die ich am 9.5. antrat. Diesmal ging es in einem recht lustigem Dreiergespann los: Luis, Philipp und ich. Da wir erstmal Richtung West Bengalen fuhren, bekamen wir keine Zugtickets mehr da ausser der Tatsache, dass gerade Schulferien waren noch eine Wahl vor der Tür stand die ein geradezu episches Ereignis ankündigte - später dazu mehr.
Wir mussten deshalb erst nach Vishakhapatnam ("Vizag" die Briten konnten das natürlich nicht aussprechen) um von dort in den Zug nach Kolkatta zu springen, natürlich beides über Nacht.
Der bekannteste Badeort AP's raubte uns total die Nerven. Wir schwitzen und stanken fürchterlich, feuchte Hitze die mir beim auf den Zug Warten meine Klamotten komplett durchnässten.
Ausserdem hatten wir eine schreckliche Busfahrt, ein Beifahrer hätte beinahe eins kassiert nachdem er mich zum dritten mal nachts geweckt hatte. Für uns gab's auf kurz oder lang nur noch die Berge als Ziel.
Nach der zweiten verschwitzen Nacht kamen wir in der Hauptstadt West Bengalens an und mussten feststellen, dass Indien sich in Sachen Wetter immer wieder selbst übertrumpft.
Alka, meine Hindilehrerin, kommt von dort, deshalb planten wir dort zu schlafen. Doch wir kamen zu früh an um direkt zu ihr zu gehen. Alle Läden warteten noch darauf geöffnet zu werden, also tranken wir drei oder vier Tee an einem der Teestände der die wenigen Leute bedient die vor sieben zur Arbeit müssen.
Wir waren in einem widerlichen äusserlichen Verfassung. Als ich den Chaywalla fragte ob schon irgendwo ein Shop offen wäre musterte er mich und fragte: "Was brauchst du? Klamotten? Seife?" Er meinte das tot ernst.
Als ich dann noch von einem Vogel angeschissen wurde verfiel ich einen Zustand, in dem mir alles egal war. Plötzlich guckten uns die Inder an weil wir dreckiger waren als die meisten Obdachlosen sonst.
Wir betraten ihr Heim, eine riesige Wohnung im dritten Stock eines Kolonialbaus mit Dachterrasse und mit allem drum und dran. Nach der erlösenden Dusche zogen wir um die Häuser und gönnten uns ein wenig von Kolkattas Nachtleben. die Nacht blieb kurz, denn wir hatten ein Ziel: Tiger sehen im „Sunderban“, einem der größten Mangrovenwälder der Welt. Am ersten Tag erreichten nach Stundenlanger Bus- und Motorradfahrten erreichten wir ein Dorf am Meer, irgendwo im Gangesdelta. Wir fragten einen Einheimischen was man hier zu sehen gibt. Er antwortete trocken „nichts“. Es stellte sich heraus, dass unser Ziel, der Tigerpark ungefähr 250 Km entfernt lag. Wir waren mitten im nichts, fuhren zurück und versuchten es am nächsten Tag nochmal.
In einem Fischerdorf angekommen verhandelten wir mit einem Fischer, er fuhr uns auf seinem Boot für zwei Tage durch den Djungel. Mitlerweile waren wir keine 30 Km von Bangladesh entfernt, im Zentrum des 10.000 Km² grossen Djungels. Wir sahen schönste verlassene Natur, grosse Vögel nur leider keine Tiger. Doch der Djungel selbst war die Reise wert.
Eine Nacht auf dem Boot im Delta, und schon gings wieder in Kalkuttas Großstadtdjungel. Dort angekommen bekamen wir Nachrichten die uns umhauten. Wir pochten darauf bei Alka übernachten zu können, allerdings sagte sie, ihre komplette Familie würde morgen die Stadt in der Frühe verlassen und wir sollten das auch tun. Der Grund: Am nächsten Tag würden die Wahlergebnisse West Bengalens bekannt gegeben und alles lief darauf hinaus, dass es nach 35 Jahren der Kommunistischen Partei nicht gelingen würde, die Regierung zu stellen. Die Leute befürchteten Ausnahmezustände, brennende Auto und andere Weltuntergangsszenarien. Da wir nicht so recht wussten was wir tun sollten, entschieden wir uns, am nächsten Tag auch früh nach Shantiniketan zu fahren, komme was wolle.
Der Angekündigte Terror blieb aus, die Strassen waren leer mit Ausnahme vieler Polizisten und ein weiteres mal stiegen wir in den Zug ins nur 3 Stunden entfernte Städchen.
Kurze Hintergrundgeschichte dazu: Shantiniketan war ein einfaches Dorf bis der aus Kalkutta stammende Rabindranath Tagore dort seine Universität gründete, die heute vorallem für den „Kala Bhavan“, die Fakultät der bildenen Künste, bekannt ist. Mein guter Freund und (nicht mehr-) Arbeitskollege Arnab kommt von dort und hat dort studiert. Alles, was er mir von dort erzählt hatte, hat mich stets fasziniert und wie viele wissen spielte ich lange mit dem Gedanken, auch dort zu studieren.
Als ich dort war, wurden meine Erwartungen auch erfüllt. Dieser Ort ist, was meine Vorstellung betrifft, perfekt zum studieren. Eine merkwürdig-schöne ostindische Landschaft mit reicher Kultur und netten Dorfbewohnern umschliessen ein grossen wunderschönen Campus wo Studenten aus der ganzen Welt studieren. Arnab organisierte Fahrräder für uns, was mich deshalb erfreute weil ich mindestens ein halbes Jahr lang keins mehr gefahren bin.
Auch wenn nicht sofort, Shantiniketan ist ein Ort der eine besondere Wirkung auf mich hatte und ich werde definitiv noch ein mal dahin zurückkehren.
Jetzt waren unsere Besuche bei Freunden vorbei, von jetzt an ging es in die Berge. Natürlich gab es kaum Verbindungen von dem Dorf bis nach Silliguri, der letzten Stadt von wo aus man nach Darjeeling mit dem Jeep fahren konnte, bis auf einen Zug.
Wir springen einfach drauf und bald war klar was uns blühte. Der Zug war hoffnungslos überfüllt, wir sprangen ins Schlafwagenabteil und pochten darauf einfach nicht entdekt zu werden bis wir nach ca. viereinhalb Stunden in einer Stadt einen Bus nach Silliguri zu nehmen.
Natürlich wurden wir erwischt und der Schaffner hatte kein erbarmen. Auf der nächsten Station mussten wir raus und wir hatten die Wahl! Entweder mitten in der Pampa austeigen oder rein in die „Holzklasse“, das letzte Abteil welches mit billigen unreservierten Tickets und einer fehlenden Obergrenze an Passagieren für viele Menschen die letzte Reisemöglichkeit bietet. Wir sahen das Abteil von aussen, Leute hingen aus den Türöffnungen und aus den Fenstern winkten die Leute uns zu und gaben uns zu verstehen, wir sollen nicht mehr reinkommen. Genau das taten wir aber. Mit Anlauf sprangen wir in den Menschenball, ich voraus, die anderen beiden hinter mir um mich zu schieben. Wir ergatterten einen muffigen dunklen Stehplatz direkt neben den Toiletten.
Diese Fahrt werd ich nicht so schnell vergessen, diese drei Stunden waren wie in einer anderen Welt und eher mit einem Viehtransport zu vergleichen.
Nach dem ganzen Tohuwabohu erreichten wir Darjeeling! Plötzlich war es kalt, überall waren Berge und wir zogen prommt unsere Pullover an und erkundeten die Stadt nachdem wir eine Herberge gefunden hatten.
Buddhistisches Kloster in Darjeeling
Die Berge von einem der vielen Parks in Darjeeling
Darjeeling ist eine Anlaufstelle für Touris aus aller Welt. Und vielleicht der beste Ort in Indien um Momos zu essen, eine Art nepalesische Maultaschen! Dort haben wir viele Leute kennengelernt und durchaus einschlägige. Schon lustig zu sehen was so in Indien rumläuft.
Recht nett dort, allerdings wollten wir ja trecken und was von den Bergen sehn. An dieser Stelle morgen mehr, mein Computer erlaubt mir grad nicht mehr Bilder hoch zu laden. To be continued...